Mittwoch, 21. Januar 2015

Life lately oder The Importance of a Viertelstunde


Hurra, sie sind da! Die Backenzähne haben sich mehr geziert, als die Kloten Flyers vor dem Tor. Aber jetzt sind sie da und draussen und kommen fleissig zum Einsatz. Hier musste ein Plastikring dran glauben. Aber lieber der als Mamas Schulter. Oder ein Finger. Oder das Wadli während dem Kochen. Aber wer wird denn schon so nachtragend sein. Hauptsache wir schlafen alle wieder.

Gutes Stichwort.

Unsere beiden Söhne zeigen dasselbe natürliche Verhalten, wenn angetrieben und gehetzt: Sie nehmen den Gang raus, graben die Fersen ins Parkett und füllen - keine Ahnung wie sie sich absprechen - synchron die Windel. Das sorgt besonders für Heiterkeit, wenn besagte Buben a) schon in Skidress/Stiefel/Halstuch/Kappe stecken und b) Mutter ohnehin spät unterwegs ist.

Bis anhin galt in unserem Haushalt: Jede Minute, die die Kinderlein länger schlafen, bedeutet eine Minute mehr Facebook einen Schluck mehr Kaffee und somit Zeit für mich. Nicht ganz unerwartet folgten darauf aber regelmässig Tränen, Trotz und Tantrums vor Terminen, da "Tür auf - Kind raus" auch bei wiederholtem Üben nicht klappte. Unser morgendliches Weckritual glich immer mehr einem koordinierten Einsatz eines Bombenentschärfungskommandos. Dabei lag die Lösung näher als gedacht. Den Radiowecker eine Viertelstunde vorgestellt, und siehe da: Wir verbringen das entspannteste Frühstück seit langem. Und das erst noch im Pyjama! Nach einem stressfreien Anziehen (Lass, Mama! Ich kann das selber...) bleibt sogar noch etwas Zeit fürs Spielen und das Beantworten der elektronischen Post. Fünfzehn Minuten, die die Welt bedeuten und die Stimmung des ganzen Tages beeinflussen. 

Mir geht zwar immer noch nicht in den Kopf, dass ich vor fixen Terminen wie Kinderarzt, Spielgruppenbeginn oder Tagesmutterbesuch mindestens eine Fünfviertelstunde veranschlagen muss, um pünktlich zu erscheinen. Es gilt allerdings die Schlachten, die gekämpft werden müssen, weise zu wählen. Und die hier gehört definitiv nicht mehr dazu.




Max entdeckt im Büro ein altes, ausgemustertes Schulpuzzle und macht sich mit Feuereifer ans Kombinieren der Buchstaben. Tier um Tier setzt er zusammen und erstaunt mich mit ungewohnter Hartnäckigkeit. Bisher war er oft ungeduldig, wenn etwas nicht auf Anhieb klappte oder verlor relativ rasch das Interesse. Nicht so hier. Fast eine Stunde lang sitzt er am Küchentisch und setzt die Puzzleteile zusammen. Gemeinsam lesen wir die Tiernamen laut vor. Max fügt dem Spiel einen eigenen Twist zu und verdreht die Silben und Buchstaben ganz bewusst. Er kann sich endlos kringeln ab den lustigen Begriffen, die so entstehen!




28 Jahre liegen die Bilder auseinander. Zweimal Weihnachten, zweimal Tischbomben-Ausbeute, aber nur einmal Anginabazillen, welche ein Ausladen der gesamten geladenen Familie zur Folge hatten. So ein Pech aber auch!




Als ob nicht eh alles nach seiner Pfeife tanzen würde, fischt Max beim ersten Versuch auch noch den König aus dem Kuchen. Sein Mittagessenwunsch fällt bescheiden aus und gefällt: Hörnli, Ghackets und Öpfelmues. Lang lebe der König!


Auf dem Sofa fläzen kann jeder. Unser Grosser mags kreativer und richtet sich seinen Leseplatz auf dem Boden ein. Er liebt seine Tiptoi-Bücher und entdeckt immer wieder neue Aufgaben und Spiele darin. Ansonsten lässt sich Max lieber vorlesen, als dass er selber in einem Buch blättert. Die Originale der Grimm-Märchen sorgen allerdings beim vorlesenden Elternteil immer wieder für Räuspern, Umformulieren und Abkürzen, enthalten sie doch deutlich mehr Gewalt, Morbidität und Moralin als die Disney-Versionen.


Wir melden unseren Kombi in der Garage an, um einen Kratzer in der Karrosserie ausbessern zu lassen. Herr R. nimmt mich gut gelaunt mit breiter Geste und noch breiterem Grinsen in Empfang. "So, Frau Wild, was darfs denn diesmal sein?" Die Freundlichkeit ist durchaus angebracht. Wahrscheinlich finanzieren ich und mein räumliches Vorstellungsvermögen locker alleine das jährliche Weihnachtsessen des Betriebs. Er begutachtet den Schaden, wir fixieren ein Datum. Abgemacht ist, dass wir den Wagen am Sonntag gegen ein Ersatzfahrzeug eintauschen, damit Herr R. und seine Crew am Montagmorgen gleich loslegen können.
Kein schlechter Plan - wären da nicht die leere Batterie und die vorherrschenden Minusgrade. Der bereitgestellte Ersatzwagen lässt sich nicht starten.
Trotz frühem Sonntagabend ist Volvo-Assistance schnell auf dem Platz, aber auch der Profi scheitert. Selbst doppelt überbrückt, macht der Wagen keinen Wank. Mittlerweile - meinen Mann und die Kinder habe ich zu Freunden vorgeschickt - schlottere ich vor Kälte. Es hat zu schneien begonnen. Was tun? Just da hält neben mir ein schicker Volvo XC60, heraus steigt der Besitzer der Garage. Er ist mit Frau und Töchtern auf dem Heimweg nach einem Wochenende im Wallis und wollte kurz nach dem Rechten sehen. Unkompliziert überlässt er mir sein Auto, packt seine ganze Familie in ein kleineres Modell und entschuldigt sich für die Umstände. Dass nenn' ich Service! Die nächsten drei Tage geniessen wir jeden Kilometer in unerwartetem Luxus. Jedoch: Der Wagen hat seinen Preis. Die Tankfüllung fällt happig aus und vorsichtiger fuhr ich wohl seit meinen Fahrstunden nicht mehr. Was für ein Riesenschiff!




Vorher und Nachher-Selfie - ohne Stick. An meinem Geburtstag dürfen die Buben bei den Schwiegereltern übernachten. Ich freue mich auf ein schickes Essen zu zweit. Obs der Fisch war oder doch etwas anderes, statt meinen Mann umarme ich enttäuschend unromantisch die Kloschüssel.

Immerhin: Ich sah gut aus! Eine Freundin hatte mich zur Feier der Gelegenheit zum Kauf eines dunklen Strickkleides überredet. Wie herrlich, für einmal schick statt praktisch angezogen zu sein! Daraufhin bestellte ich beim grossen Onlineanbieter mit Z einige weitere neue Lieblingsstücke, welche ich mit Leggings und hohen Stiefeln kombiniere. Gross aufgefallen ist mein neuer Look zwar nicht, aber "Wer Komplimente verdient, braucht keine, wer Komplimente braucht, verdient keine." 


Keiner zu klein, ein Usurpator zu sein! Cedi macht mir den Vorsitz streitig, übergibt aber das Zepter rechtzeitig zur Gutenachtgeschichte zurück. Herrschen ist anstrengend! 




Grossvati trifft mit seinen selbstgemachten Weihnachtsgeschenken voll ins Schwarze! Die Werkzeugkiste ist die perfekte Ergänzung zur kleinen Werkbank und die grossen Bauklötze wecken den Architekten in den grossen und kleinen Buben. Höher, weiter, schöner!

Die Klötze kommen täglich zum Einsatz und sind ebenso schnell wie aufgebaut - noch spassiger, umgeworfen! - auch wieder in der mitgelieferten Kiste verstaut.

Danke tuusig!