Samstag, 28. Februar 2015

Kindermund

Wir sind unterwegs in die Garage. Das Auto ist frisch geprüft und hat bestanden. Trotzdem müssen wir kurz den Ölzapfen auf seine Dichte überprüfen lassen. Max wills genau wissen und fragt vom Rücksitz: "Mama, ist das Problem die Öl-Konstante?"

"Stress mich nicht so an!"

Ich streiche Max liebevoll über die Haare und seufze: "Mi gross Bueb..." (=Mein grosser Junge...) Der empört sich: "Was Migros? Coop!"

Max will wissen, von wem der im Radio gespielte Song stammt. Ich antworte: "Amy MacDonalds." Kurze Stille. "Mama, ich will auch mal in den Baby McDonalds!"

Beim Abendessen: "Papa, ich habe Mama viel lieber als dich!" Der schluckt einmal leer. "Echt? Warum denn?" "Ja, dich habe ich 170'000 mal lieb, Mama aber 189'000 mal...."Papa guckt traurig. "Was kann ich denn machen, damit du mich genau so gern hast wie die Mama?" Max rollt mit den Augen: "Das gilt doch nur an den Tagen, an denen du zum Arbeiten weg bist. Sonst habe ich dich genau so gern!"

Drei Männer und ein Menü. Es muss ja nicht immer Pizza sein, denke ich mir und probiere ein neues Rezept aus: Pouletbrust an einer Zitronensauce, dazu gibt es Reis. Die Reaktionen beim Auftischen sind entmutigend. Cedi schüttelt ernst seinen Lockenkopf. "Nei, nei, nei!" und klettert ohne weiteren Kommentar vom Tripptrapp runter. Max verzieht das Gesicht und mag nicht einmal probieren. Dankbar nimmt er den angebotenen Kanten Brot und verspeist den ohne Murren. Mein Mann hingegen... Nun ja. Höflichkeit ist die angenehmste Form der Heuchelei. Als ich aber andertags die Resten für mich alleine warm machen will, möchte Max nun doch die Sauce probieren. Er hält einen Moment inne, die Augenbrauen gehen erstaunt hoch, und die Kröte flötet: "Also, Mami, das musst du von jetzt an immer kochen. Das ist soooo fein!" Max vertilgt die Resten, für Mama bleibt: Ein Kanten Brot.

Dienstag, 24. Februar 2015

Fastenzeit

Ich habe eigentlich immer Fastenzeit. 

Gestern hätte ich fast Sport gemacht. Auf der Autobahn habe ich mich fast an die Höchstgeschwindigkeit gehalten. Fast hätte ich die Wäsche gefaltet und weggeräumt, und Spanisch spreche ich auch fast.

Wie immer um diese Jahreszeit, kommt im Hause Wild eine gewisse Unruhe auf. Die über den Winter gezüchteten Kaffeespuren im Tassenschrank müssen weg, Möbel werden gerückt und umgestellt, und die Fenster bleiben wieder länger offen - es wird Frühling! 


Cedis Kinderbett weicht einem Etagenbett. Der Umbau kostet einen ganzen Samstag und einige Cumuluspunkte, aber der Aufwand lohnt sich. Das Bubenzimmer kriegt ein völlig neues Gesicht. Den frei gewordenen Platz nützen wir, indem wir Spielsachen aus dem Wohnzimmer zurückführen. Nach getaner Arbeit (er) und vielen guten Ratschlägen (sie) sitzen wir abends auf dem Sofa und mögen gar nicht den Fernseher einschalten, so freuen wir uns über den nun luftig gewordenen und minimalistisch eingerichteten Wohnraum. Wie lange das wohl so bleibt? 

 

Die erste Nacht verläuft - für alle - unruhig. Das neue Nest ist schliesslich gewöhnungsbedürftig. Die Aufregung legt sich aber rasch. Das ungewohnte Zewi wird akzeptiert, die Leiter auch im Dunkeln gemeistert... Hurra!



 


Max' frei gewordenes Einzelbett wird zu einem Gästebett umfunktioniert. Um dafür Platz zu schaffen, verkleineren wir den Schreibtisch im Büro. 


Life lately: 
Max und Papa sind aus den Skiferien zurück! Nach einer langen Woche fliegt mir mein Grosser förmlich aus dem Lift entgegen. Mein sonst so unabhängiger, cooler und unschmusiger Sohn weicht mir die nächsten Tage kaum von der Seite und zeigt mir bei jeder Gelegenheit, wie sehr er mich vermisst hat. Ich schmelze!
 
Zum ersten Mal versuche ich mich an Grosis Streuselkuchen mit Apfelstückchen. Eigenlich gilt die Regel: Ein Rezept muss mindestens einmal ausprobiert (und gemocht!) werden, bevor es ins Familien-Kochbuch eingetragen wird. Diese Anleitung hingegen steht seit über zehn Jahren unerprobt drin. Was für ein Fehler... Frisch schmeckt die Köstlichkeit ürbigens am besten! 


 
Zutaten für den Rührteig: 
100g Butter
100g Zucker
2 Eier
1 Päckli Vanillezucker
1 Prise Salz
etwas Zitronensaft
150g Mehl
50g Epifin oder Maizena 
2 gestr. TL Backpulver
4 EL Milch

Zutaten für Belag:
400g Äpfel in Stückchen
1 Päckli Vanillezucker

Zutaten für Streusel: 
300g Mehl 
200g Zucker 
200g Butter


Rührteig mit Apfelstückchen belegen und in eine gefettete Springform geben. 

Bei 200 - 220 Grad ca. 50min backen.
Beim Lesen der Sonntagszeitung passiert es: Ich will einen etwas klein gedruckten Artikel mittels Fingerbewegung vergrössern. Kurzer Blick in die Frühstücksrunde, aber keiner hat die Peinlichkeit mitgekriegt. (Auch schön: Wenn ich im Auto unterwegs bin und den Lautstärkeregler betätige, weil ich Max so schlecht verstehe. Oder im Radio die Replaytaste suche, weil ich einen Kommentar nochmal hören möchte...)
 
Via Facebook finden wir eine Abnehmerin für unseren gesamten, zu klein gewordenen Kinderkleiderbestand. Die Übergabe hat etwas Endgültiges. Jedoch: die Erleichterung überwiegt.

 
Ich stolpere beim Bloglesen über eine Buchrezension. Ich kann zwar weder mit dem Autor, noch mit dem religiösen Hintergrund des Werkes etwas anfangen, aber die Idee besticht: Jeder Mensch hat eine Herzensprache. Idealerweise sprechen zwei Partner dieselbe, können aber ebenso die Sprache des anderen im Sinne einer "Fremdsprache" erlernen. Mit Hilfe eines Onlinequiz' kann eruiert werden, welche Sprache man "beherrscht".  Die fünf Sprachen gliedern sich in (Textauszug aus Wikipedia):  


Lob und Anerkennung
Menschen mit dieser Beziehungssprache loben die Menschen in ihrem Umfeld für alle möglichen und unmöglichen Dinge. Sie sehen oft tolle Leistungen bei anderen und haben auch die Gabe, dies auszusprechen. Mit lobenden und anerkennenden Worten zeigen sie den Menschen, die sie schätzen, ihren Respekt, ihre Liebe und letztlich auch ihre Anerkennung. (...)

Zweisamkeit – die Zeit nur für dich
Menschen dieser Sprache fühlen sich geliebt und respektiert bei absoluter Zweisamkeit (gemeinsames Abendessen, ganzes Wochenende ohne Störung etc.). Es geht ihnen um die Zeit, die man bewusst gemeinsam verbringt. Darin liegt für sie eine hohe Qualität. Diese uneingeschränkte Aufmerksamkeit ist eine Beziehungsqualität, die sie in hohem Maße schätzen.

Geschenke, die von Herzen kommen
"Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft" ist das Motto dieser Menschen. Sie zeigen durch kleine Geschenke oder Aufmerksamkeiten den Menschen, die sie lieben, ihre Wertschätzung. (...) Der Geschenk-Typ schätzt es, wenn ein passendes Geschenk liebevoll ausgesucht wird. Für ihn ist es ein Zeichen der Wertschätzung, wenn sich jemand schon bei der Auswahl des Geschenkes Zeit für eine gelungene Überraschung nimmt.

Hilfsbereitschaft
Der Grundsatz "Wenn Du was benötigst, sage es einfach, ich helfe gerne" zählt zu den Aussagen der Menschen mit dieser Liebessprache. Sie helfen aus Leidenschaft gerne und zeigen ihrem Umfeld, ihren Lieben auf diese Art, dass sie sie lieben. Auch ihnen geht es nicht um die Größe einer Hilfeleistung. In der Partnerschaft können das scheinbar unwichtige Dienstleistungen sein.

Zärtlichkeit
Streicheleinheiten und Umarmungen für den Partner geben diesen Menschen ein sehr gutes Gefühl. Über Berührungen fühlen sie die Qualität der Beziehung und sie zeigen auch über Zärtlichkeiten ihre Liebe. Für sie zählt eine Berührung mehr als die gesprochenen Worte "ich liebe dich". (...) Für diesen Typ ist jede dieser Berührungen ein Liebesbeweis.

Nachdem wir beide den Fragebogen sorgfältig ausgefüllt und ausgewertet hatten, war ich vom Resultat doch ziemlich überrascht. Meine erste Herzensprache ist die Berührung, die zweite - dies allerdings weniger unerwartet - Lob und Anerkennung. Die erste Sprache meines Mannes hingegen ist Zweisamkeit und gleich danach die Hilfsbereitschaft.

Dr. Chapman erklärt, dass jemand, dessen Liebessprache die Zärtlichkeit ist, sich geliebt fühlt, wenn ihm die Hand auf die Schulter gelegt wird, oder jemand absichtlich nahe genug steht, damit sich die Arme berühren während dem gemeinsamen Abwasch oder beim Fernsehen auf dem Sofa. Interessant war es auch den Kommentar einer Frau zu lesen, für die es eine bewusste Anstrengung war, eine Umarmung für mehr als eine Sekunde auszuhalten ohne dabei zurück zu weichen. Nicht weil sie ihren Mann nicht liebte, sondern weil die Berührung schlicht nicht die Sprache war, mit welcher sie Liebe "hörte". Und weil sie vielleicht Hundertausend andere Dinge zu tun hatte, den ganzen Tag ihre Kinder berührt hatte und sich erdrückt fühlte. Vermutlich hätte sie viel eher bei den Worten "Komm, lass mich das für dich tun" weiche Knie bekommen... 

Wenn ich mich an die ersten Jahre unserer gemeinsamen Zeit denke, erinnere ich mich an viele Situationen - zwischen meinem Mann und mir, aber auch bei seiner Familie - in denen ich mich als "Fremdsprachlerin" fühlte. Während wir uns zuhause ständig umarmten, berührten und auch ohne grosse Worte Kontakt suchten, war der Umgang in meiner Schwiegerfamilie wesentlich distanzierter. Der Vater verabschiedete seine Söhne per Handschlag, die Brüder boxten einander freundschaftlich in die Seite, das wars. Wie sollte ich mich da für ein grosszügiges Weihnachtsgeschenk oder ein herzliches Gespräch zwischen meiner Schwiegermutter und mir bedanken? Eine Umarmung hätte für mich mehr gesagt, als unbeholfene Worte.

Fünfzehn Jahre später scheint mir der "Wortschatz" auf beiden Seiten gewachsen. Es fällt mir noch immer nicht leicht zu akzeptieren, dass für meinen Mann Abfall entsorgen, die Buchhaltung und Steuererklärung ausfüllen als Liebesbeweis gelten. Auch wenn ich ihm diese Bereiche des Managements widerspruchs- und widerstandslos überlasse. Aber für eine Umarmung oder einen Kuss trage ich auch gerne mal einen blauen Sack zur Tonne.

Dienstag, 10. Februar 2015

Stell dich nicht so an...

Aus aktuellem Anlass sortiere ich meine Bewerbungsunterlagen. Mir fallen die Zeugnisse aus knapp fünfzehn Jahren Schuldienst in die Hände. Erinnerungen werden wach.
 
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"Es ist ihr gelungen eine gute Beziehung zu ihrer relativ schwierigen und grossen Klasse aufzubauen"
"Bei deiner zukünftigen Klasse weiss man schon, in welchem Zimmer sie sich befindet, bevor man überhaupt das Haus betritt." warnt mich der amtierende Schulleiter in einer kleinen Berner Berggemeinde vor. "Da nämlich wo einer an der Scheibe klebt, und zwanzig andere ihn randrücken..." Es ist die letzte Woche in den Sommerferien, und ich bekomme die Schulhausführung "Director's Cut". Es wird die allererste Stelle sein, die ich nach bestandenem Lehrpatent antrete. Der etwas unbeholfene Humor meines Vorgesetzten hilft mir nicht über mein Lampenfieber hinweg. 27 Kinder einer altersgemischten Klasse werden mir sehr schnell zeigen, dass ich hier mit meinen selbstgebastelten Werkstätten und Lehrplan-Collagen nicht weit komme. Ich blättere in meinem 150seitigem Herbarium, wühle mich durch die zahlreichen Fotos von Studienwochen in Strassburg und Basel, sortiere Gruppenarbeitsreflexionen und finde keine Hilfe dazu, wie ich mit den Selbstmorddrohungen einer Drittklässlerin oder dem gewaltätigen Vater umgehen soll, der keine weibliche Autoritäten anerkennt. Bereits nach wenigen Monaten sind mir die Berge zu nah. Der Dorfarzt diagnostiziert ein beginnendes Magengeschwür und empfiehlt: Antidepressiva oder Umzug ins Tal. Der Entscheid ist schnell gefällt.

"Umsichtig und hilfsbereit bot sie auch Hand an, die Integration einer schwerstbehinderten Schülerin solange wie möglich an der Volksschule zu stützen und realisieren."
Das Mädchen hat Diabetes vom Typ 1. Eine grosse Sache ist das jetzt wirklich nicht. Aber der damalige Schulleiter besteht auf der Formulierung. Bei jedem Ausflug oder Geburtstagsznüni kläre ich rasch das Vorgehen mit der Mutter ab und überprüfe regelmässig, ob der Insulin-Pen im Lehrerzimmer für den Notfall bereit wäre. Laura piekst sich vor jeder grossen Pause und misst rasch den Zucker, bevor sie selbständig ihre Pumpe reguliert. Die anderen Kinder wissen darob Bescheid, das Mädchen hat aber keine Sonderstellung in der Klasse. Ihre Krankheit hat genauso Platz wie die jährzornigen und aggressiven Ausbrüche ihres Kameraden. In meinem zweiten Jahr im Schuldienst lerne ich mehr über strukturierte Abläufe, Planung und Beurteilung als in meiner gesamten Seminarzeit. Schade, dass meine Stellvertretung definitiv ausläuft. Hier wäre ich gerne geblieben.

"Frau S. hat sich schnell mit ihrer jugendlichen Frische ins Lehrkollegium integriert."

Ein Aufatmen geht mit meiner Wahl durchs ganze Haus. Das ist aber weniger mein Verdienst: Die beurlaubte Lehrkraft Despotin führte eine strenge und kühle Hand im Schulzimmer, dass mich schon nur bei der Hospitation schaudert. Die Kinder gleichen dressierten Äffchen, jedes Pult ist innen akribisch-symmetrisch-identisch aufgeräumt und im Zimmer herrschen - trotz der Sommerhitze draussen - eisige Temperaturen. Ich bekomme während meines Besuchs mit, wie sie die Arbeit einer Drittklässlerin in kleine Fetzen zerreisst, damit diese beim nächsten Einreichen nicht mehr vergisst, den Namen darunter zu setzen. Neue Besen kehren immer gut, aber diese Klasse werde ich drei Jahre lang mit Freude und Begeisterung unterrichten und nur ungern in die Oberstufe ziehen lassen. Einige herzliche Kontakte sind bis heute geblieben.

"Sowohl von den Kindern als auch von den Eltern erhält sie immer wieder positive Rückmeldungen und die Bestätigung, dass die Kinder ihren Unterricht gerne besuchen."
Der berührende Brief eines dankenden Vaters liegt seit über zehn Jahren auf meinem Schreibtisch. Er ahnte wohl kaum beim Schreiben, wie oft er mir damit in schwierigen Zeiten helfen würde, am Ball zu bleiben.

"Als Teilpensenlehrerin pflegt Frau S. einen engen Kontakt zu den Klassenlehrpersonen und gibt ihnen klare Rückmeldungen."
"Du bist so ein Arschloch! Beginnst hinter meinem Rücken eine Affäre mit der Parallelklassenlehrerin - obwohl ihr BEIDE verheiratet seid und Familien habt - und tust an den gemeinsamen Besprechungen so, als wäre nichts! Dass man Wodka im Atem nicht riecht, ist ein Märchen, und dass niemand merkt, dass du besoffen unterrichtest, glaubst ebenfalls nur du. Ich habe für dich den Elternabend und Gespräche geschmissen und dich auch gedeckt, als du in der Landschulwoche schon am ersten Mittag deinen Rausch ausschlafen musstest. Aber DICH hat die Schulleitung weiterhin geschützt, auch nachdem ich Meldung erstattet hatte, und ICH musste nach einem Jahr den Hut nehmen. Ein Hoch auf unser Schulsystem."

"Die Schülerinnen und Schüler der KKB, die alle ihre nicht immer nur unbelastete Schulgeschichte mit sich herumtragen, freuten sich von Woche zu Woche auf die drei Werklektionen bei Frau S."
Eine Stellvertretung, die mir in lieber Erinnerung geblieben ist. Ich darf ein Jahr lang eine kleine Werkgruppe in jenem Schulhaus unterrichten, in dem ich praktisch aufgewachsen bin. Mein Vater - selber passionierter Werklehrer - bereitet mit mir zusammen die Werkarbeiten vor, die grosse Pause verbringen wir gemeinsam. 

"Disziplinarische Massnahmen waren nie ein Thema."
Hast du eine Ahnung! Dass du so denkst, nehme ich gerne als Kompliment. Wenn du wüsstest, was für eine Buchhaltung nötig ist, um eine Klasse im Griff zu haben... Aber: What happens in the Schulzimmer, stays in the Schulzimmer.

"Mit ihrer Anstellung hat Frau S. einen langjährigen Lehrer ersetzt. Der Einstieg in ein eingespieltes Team war eine besondere Herausforderung."
Ich trete in gigantische Fusstapfen. Yetimässig. Und nach einem Schuljahr ziehe ich die Notbremse. Die Erwartungen des Teams kann ich nicht erfüllen. Nach zwölf Monaten Mobbing, Erpressung und offener Bedrohung, als ich mich dagegen wehre ("ich mache dich fertig, wenn du nicht zurückziehst"), kündige ich erschöpft. Beim Abschlussabend skandieren alle Klassen gemeinsam meinen Namen und lassen die damalige Schulleiterin und Rädelsführerin nicht mehr zu Wort kommen. Mehr Genugtuung braucht es nicht.

"Sie war verantwortlich für den Werkraum und während des Skilagers für die Küche und Verpflegung."
Fassen wir zusammen: Ich habe eine Mulde voll Abfall entsorgt, aufgeräumt, geputzt, geflickt, sortiert, neu bestellt und bunt gestrichen. Und natürlich habe ich zehnmal lieber gekocht und gebacken für ein Haus voller Leute, als dass ich eine Stemmbogengruppe den Hang runterführte.

"Sie war sogar bereit, dem Wunsch der Kinder nach einer Landschulwoche nachzukommen und hat nach einem halben Jahr eine Stabilität erreicht, welche eine Sonderwoche verlangt."
Nett formuliert. Übersetzt heisst das, ich habe ein halbes Jahr lang auf der Basis von Erpressung gearbeitet.

"Der Unterricht von Frau S. war immer tadellos vor- und nachbereitet."
Und nie, nie, nie habe ich die Klinke runtergedrückt, die Schulzimmertür geöffnet und beim Eintreten überlegt: Sodeli, was machen wir heute? 

"Neben den fachlichen Lernzielen legte Frau S. Wert auf einen wertschätzenden und respektvollen Umgang in der Klasse. Störungen und Probleme wurden ernst genommen und konstruktiv behandelt, so dass ein gutes Klassenklima entstand." 
Wenn man weiss, dass diese Zeilen mein damaliger Schulleiter und Stellenpartner verfasst hat... Wenn man weiss, dass er berüchtigt für seine Wutausbrüche, chauvinistischen Kommentare und Grobheiten war... Wenn man weiss, dass er die Kinder konstant klein machte, beleidigte und so hart anpackte, dass blaue Flecken zurückblieben... Dann war das wahrlich kein Kunststück!

Haarige Zeiten!

Viele Premieren diese Woche: Cedrics Haare sind so unglaublich lang geworden, dass wir sie das erste Mal schneiden lassen. Shamponieren und Waschen war eine Qual, Haare trocknen erst recht... In einer Facebook-Gruppe lernen wir eine supernette Familienmanagerin kennen, welche in der Nähe wohnt und sogleich offeriert, uns in ihrer guten Stube die Haare zu schneiden. Das Angebot lassen wir uns nicht entgehen! Zur Einstimmung gibts lecker Kaffee und Brötchen.Die Buben werden danach vors Aquarium gesetzt und sitzen deutlich ruhiger und zufriedener als in jedem Coiffeurstuhl. Das Ergebnis überzeugt. Was für ein Unterschied der Haarschnitt ausmacht! Cedric wirkt älter und "buebiger", und auch Max' sportlich kurze Frisur lässt ihn reifer wirken. Die Locken kringeln sich stärker als je zuvor. Meine Befürchtung, dass sie mit dem Schnitt verschwinden könnten, hat sich - zum Glück! - nicht bestätigt.

Vorher-Aufnahme: Nass reichen die Haare weit über den Rücken!


  Erschöpft nach der Schönheitsprozedur... 






Meine kleinen Küchenhelfer... Max rührt liebevoll den Pancake-Teig, Cedric beobachtet das ganze aufmerksam vom Ikea-Hocker aus. Süsse Abendessen gibts bei uns eher selten, denn Zucker hat auf Max eine ähnliche Wirkung, wie eine Tasse Espresso auf mich. Manchmal ist die Lust aber einfach stärker (und der Kühlschrank leerer), so dass wir das Rezept halt ein wenig abändern. Papas Extrawurst: Ein Drittel des Teiges geht zur Seite und wird mit Reibkäse gemischt. Traditionell werden die letzten beiden Pancakes oder Omeletten noch mit einem Löffelchen Kakaopulver gemischt - eine Erinnerung aus Kindertagen - und ausgebacken. Was für ein herrliches Schlemmen!


Jeden Dienstag besucht Max die Spielgruppe in einer nahe gelegenen Stiftung. Bei dem Schneewetter hält es keinen drinnen. Die ganze Truppe baut gemeinsam im Garten einen Schneemann. Die stolzen Mamis müssen beim Abholen natürlich ein Foto machen, was der Baumeister nur ungern über sich ergehen lässt. Müde und hungrig - nicht die geduldigste Kombination...


Eine halbe Stunde vor dieser Aufnahme: Wir sind im Shoppy, um mit einem Zwischeneinkauf den Samstag zu entlasten. Max darf den Wägelifränkler halten, Cedi protestiert. Ich habe weder Zeit noch Nerven für eine Diskussion, deshalb drücke ich dem Kurzen kurzerhand den Einkaufszettel in die Hand. Man ahnt den Schaden. Noch bevor wir in der Gemüseabteilung ankommen, fehlt vom Papier jede Spur. Und noch bevor die erste Banane im Wägeli liegt (das einzige, woran ich mich noch erinnere), hab ich keinen Bock mehr. Max sürmlet etwas von wegen Spielzeugabteilung, worauf ich ihn zwischen Duplos und Schleich-Tieren deponiere, allerdings nicht ohne ihm einzuschärfen "sich jaaa nicht alleine zu entfernen". Max versprichts und zischt selig ab. Cedric und ich holen besagte Krummfrüchte, legen Salz, Sonnenblumenöl und Schokolade dazu und machen uns auf den Weg, um Max abzuholen. 
"Achtung, Achtung! Max hat sein Mami verloren. Man kann ihn am Kundendienst abholen..." Eine übereifrige Mutter hatte unseren Sohn derart ins Kreuzverhör genommen ("Weiss das die Mami...?"), dass dieser 'verunsichert gewirkt hätte', worauf sie ihn sicherheitshalber in Gewahrsam genommen und bei den netten Damen in orange abgeliefert habe. 
Bevor ich ihn sehe, höre ich ihn. Max gibt seinem mittlerweile gewachsenen Publikum eine akkurate Beschreibung meiner Erscheinung und erzählt zum allseitigen Amüsemang nochmal die Story vom verlorenen Einkaufszettel. Setzt den im Dschungel aus und er gewinnt die Staffel, ich schwörs!


Hauptsache die Beisserchen werden sauber... Es lohnt sich allerdings, vor dem Betreten der Dusche rasch zu überprüfen, ob Papa am Morgen früh geduscht hat. Sonst ist Drama (und ein Kleiderwechsel) vorprogrammiert! 







Betrachtet man die Bilder, könnte man nicht vermuten, welche Sorgen uns Cedric im Moment bereitet. Seit einigen Wochen verweigert er bei seiner Tagesmutter konsequent jede Nahrung. Er sitzt dann zwar mit am Familientisch, lehnt aber alles Angebotene - und mittlerweile leider auch Flüssige - ab. Die Situation ist für die Tagesfamilie und uns derart zum Problem geworden, dass wir nun Rat und Hilfe bei der Mütter- und Väterberatung sowie auf der Kinderbetreuungsstelle suchen. Wir sind ratlos, was dazu geführt hat, und wie wir Cedric dazu verhelfen können, die Mahlzeiten auswärts wieder zu geniessen.