Dienstag, 18. Oktober 2016

Kindermund

Zum Zvieri gibts Ragusa, und wir schwelgen in Erinnerungen. "Schweizer Schoggi ist einfach die Beste, oder Max?" Der antwortet: "Lass das bloss nicht die Österreicher hören. Die sind sonst enttäuscht, wenn man ihnen sagt, dass ihre Schokolade nicht schmeckt."

"Max, könntest du bitte rasch mit dem Roller in den Spar fahren und mir etwas besorgen, dass ich vergessen habe?" Der Angesprochene kommt zu mir in die Küche, schaut auf seine imaginäre Uhr am Handgelenk und winkt ab: "Ou, schade. Der hat schon geschlossen. Ein andermal gerne." Und spaziert zurück in sein Zimmer.

Cedric möchte malen. Ich schlage vor, dass er ein neues Kunstwerk für unsere Eingangstür fabriziert. Kurz setzt er sich an die Staffelei, kritzelt drei-, viermal mit einem blauen Stift übers Papier und ruft: "Fertig!" Irgendwo hab ich mal gelesen, dass Kinder ungerechtfertigtes Lob durchschauen und man (lies: Mutter) damit eher Schaden anrichtet, also wende ich pädagogisch wertvoll ein: "Bist du wirklich schon fertig? Das sind ja erst ein paar Strichlein. Mir gefällt es noch nicht gut genug zum Aufhängen. Probierst dus weiter?" Aus dem Büro hört man Max - er sitzt gerade über den Hausübungen - nach Luft schnappen. Der grosse Bruder in ihm schlägt durch, und er streckt empört den Kopf aus dem Zimmer. "Also, wirklich, Mami! Der ist doch erst DREI! Der KANN das vielleicht einfach noch nicht? SO etwas würde ICH ihm ja NIE sagen. Weisst du, wie fies das ist?" Ehe ich antworten kann, zieht er sich kopfschüttelnd an seinen Schreibtisch zurück. Cedric lässt das alles kalt. Er hat die Standpauke verpasst und malt schon wieder eifrig. Keiner der Buben sieht, wie ich mir im Gang selber verstohlen ein High-Five verpasse. YESSS! Mit so einem Kind überstehen wir die Pubertät locker!

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