Dienstag, 24. Februar 2015

Fastenzeit

Ich habe eigentlich immer Fastenzeit. 

Gestern hätte ich fast Sport gemacht. Auf der Autobahn habe ich mich fast an die Höchstgeschwindigkeit gehalten. Fast hätte ich die Wäsche gefaltet und weggeräumt, und Spanisch spreche ich auch fast.

Wie immer um diese Jahreszeit, kommt im Hause Wild eine gewisse Unruhe auf. Die über den Winter gezüchteten Kaffeespuren im Tassenschrank müssen weg, Möbel werden gerückt und umgestellt, und die Fenster bleiben wieder länger offen - es wird Frühling! 


Cedis Kinderbett weicht einem Etagenbett. Der Umbau kostet einen ganzen Samstag und einige Cumuluspunkte, aber der Aufwand lohnt sich. Das Bubenzimmer kriegt ein völlig neues Gesicht. Den frei gewordenen Platz nützen wir, indem wir Spielsachen aus dem Wohnzimmer zurückführen. Nach getaner Arbeit (er) und vielen guten Ratschlägen (sie) sitzen wir abends auf dem Sofa und mögen gar nicht den Fernseher einschalten, so freuen wir uns über den nun luftig gewordenen und minimalistisch eingerichteten Wohnraum. Wie lange das wohl so bleibt? 

 

Die erste Nacht verläuft - für alle - unruhig. Das neue Nest ist schliesslich gewöhnungsbedürftig. Die Aufregung legt sich aber rasch. Das ungewohnte Zewi wird akzeptiert, die Leiter auch im Dunkeln gemeistert... Hurra!



 


Max' frei gewordenes Einzelbett wird zu einem Gästebett umfunktioniert. Um dafür Platz zu schaffen, verkleineren wir den Schreibtisch im Büro. 


Life lately: 
Max und Papa sind aus den Skiferien zurück! Nach einer langen Woche fliegt mir mein Grosser förmlich aus dem Lift entgegen. Mein sonst so unabhängiger, cooler und unschmusiger Sohn weicht mir die nächsten Tage kaum von der Seite und zeigt mir bei jeder Gelegenheit, wie sehr er mich vermisst hat. Ich schmelze!
 
Zum ersten Mal versuche ich mich an Grosis Streuselkuchen mit Apfelstückchen. Eigenlich gilt die Regel: Ein Rezept muss mindestens einmal ausprobiert (und gemocht!) werden, bevor es ins Familien-Kochbuch eingetragen wird. Diese Anleitung hingegen steht seit über zehn Jahren unerprobt drin. Was für ein Fehler... Frisch schmeckt die Köstlichkeit ürbigens am besten! 


 
Zutaten für den Rührteig: 
100g Butter
100g Zucker
2 Eier
1 Päckli Vanillezucker
1 Prise Salz
etwas Zitronensaft
150g Mehl
50g Epifin oder Maizena 
2 gestr. TL Backpulver
4 EL Milch

Zutaten für Belag:
400g Äpfel in Stückchen
1 Päckli Vanillezucker

Zutaten für Streusel: 
300g Mehl 
200g Zucker 
200g Butter


Rührteig mit Apfelstückchen belegen und in eine gefettete Springform geben. 

Bei 200 - 220 Grad ca. 50min backen.
Beim Lesen der Sonntagszeitung passiert es: Ich will einen etwas klein gedruckten Artikel mittels Fingerbewegung vergrössern. Kurzer Blick in die Frühstücksrunde, aber keiner hat die Peinlichkeit mitgekriegt. (Auch schön: Wenn ich im Auto unterwegs bin und den Lautstärkeregler betätige, weil ich Max so schlecht verstehe. Oder im Radio die Replaytaste suche, weil ich einen Kommentar nochmal hören möchte...)
 
Via Facebook finden wir eine Abnehmerin für unseren gesamten, zu klein gewordenen Kinderkleiderbestand. Die Übergabe hat etwas Endgültiges. Jedoch: die Erleichterung überwiegt.

 
Ich stolpere beim Bloglesen über eine Buchrezension. Ich kann zwar weder mit dem Autor, noch mit dem religiösen Hintergrund des Werkes etwas anfangen, aber die Idee besticht: Jeder Mensch hat eine Herzensprache. Idealerweise sprechen zwei Partner dieselbe, können aber ebenso die Sprache des anderen im Sinne einer "Fremdsprache" erlernen. Mit Hilfe eines Onlinequiz' kann eruiert werden, welche Sprache man "beherrscht".  Die fünf Sprachen gliedern sich in (Textauszug aus Wikipedia):  


Lob und Anerkennung
Menschen mit dieser Beziehungssprache loben die Menschen in ihrem Umfeld für alle möglichen und unmöglichen Dinge. Sie sehen oft tolle Leistungen bei anderen und haben auch die Gabe, dies auszusprechen. Mit lobenden und anerkennenden Worten zeigen sie den Menschen, die sie schätzen, ihren Respekt, ihre Liebe und letztlich auch ihre Anerkennung. (...)

Zweisamkeit – die Zeit nur für dich
Menschen dieser Sprache fühlen sich geliebt und respektiert bei absoluter Zweisamkeit (gemeinsames Abendessen, ganzes Wochenende ohne Störung etc.). Es geht ihnen um die Zeit, die man bewusst gemeinsam verbringt. Darin liegt für sie eine hohe Qualität. Diese uneingeschränkte Aufmerksamkeit ist eine Beziehungsqualität, die sie in hohem Maße schätzen.

Geschenke, die von Herzen kommen
"Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft" ist das Motto dieser Menschen. Sie zeigen durch kleine Geschenke oder Aufmerksamkeiten den Menschen, die sie lieben, ihre Wertschätzung. (...) Der Geschenk-Typ schätzt es, wenn ein passendes Geschenk liebevoll ausgesucht wird. Für ihn ist es ein Zeichen der Wertschätzung, wenn sich jemand schon bei der Auswahl des Geschenkes Zeit für eine gelungene Überraschung nimmt.

Hilfsbereitschaft
Der Grundsatz "Wenn Du was benötigst, sage es einfach, ich helfe gerne" zählt zu den Aussagen der Menschen mit dieser Liebessprache. Sie helfen aus Leidenschaft gerne und zeigen ihrem Umfeld, ihren Lieben auf diese Art, dass sie sie lieben. Auch ihnen geht es nicht um die Größe einer Hilfeleistung. In der Partnerschaft können das scheinbar unwichtige Dienstleistungen sein.

Zärtlichkeit
Streicheleinheiten und Umarmungen für den Partner geben diesen Menschen ein sehr gutes Gefühl. Über Berührungen fühlen sie die Qualität der Beziehung und sie zeigen auch über Zärtlichkeiten ihre Liebe. Für sie zählt eine Berührung mehr als die gesprochenen Worte "ich liebe dich". (...) Für diesen Typ ist jede dieser Berührungen ein Liebesbeweis.

Nachdem wir beide den Fragebogen sorgfältig ausgefüllt und ausgewertet hatten, war ich vom Resultat doch ziemlich überrascht. Meine erste Herzensprache ist die Berührung, die zweite - dies allerdings weniger unerwartet - Lob und Anerkennung. Die erste Sprache meines Mannes hingegen ist Zweisamkeit und gleich danach die Hilfsbereitschaft.

Dr. Chapman erklärt, dass jemand, dessen Liebessprache die Zärtlichkeit ist, sich geliebt fühlt, wenn ihm die Hand auf die Schulter gelegt wird, oder jemand absichtlich nahe genug steht, damit sich die Arme berühren während dem gemeinsamen Abwasch oder beim Fernsehen auf dem Sofa. Interessant war es auch den Kommentar einer Frau zu lesen, für die es eine bewusste Anstrengung war, eine Umarmung für mehr als eine Sekunde auszuhalten ohne dabei zurück zu weichen. Nicht weil sie ihren Mann nicht liebte, sondern weil die Berührung schlicht nicht die Sprache war, mit welcher sie Liebe "hörte". Und weil sie vielleicht Hundertausend andere Dinge zu tun hatte, den ganzen Tag ihre Kinder berührt hatte und sich erdrückt fühlte. Vermutlich hätte sie viel eher bei den Worten "Komm, lass mich das für dich tun" weiche Knie bekommen... 

Wenn ich mich an die ersten Jahre unserer gemeinsamen Zeit denke, erinnere ich mich an viele Situationen - zwischen meinem Mann und mir, aber auch bei seiner Familie - in denen ich mich als "Fremdsprachlerin" fühlte. Während wir uns zuhause ständig umarmten, berührten und auch ohne grosse Worte Kontakt suchten, war der Umgang in meiner Schwiegerfamilie wesentlich distanzierter. Der Vater verabschiedete seine Söhne per Handschlag, die Brüder boxten einander freundschaftlich in die Seite, das wars. Wie sollte ich mich da für ein grosszügiges Weihnachtsgeschenk oder ein herzliches Gespräch zwischen meiner Schwiegermutter und mir bedanken? Eine Umarmung hätte für mich mehr gesagt, als unbeholfene Worte.

Fünfzehn Jahre später scheint mir der "Wortschatz" auf beiden Seiten gewachsen. Es fällt mir noch immer nicht leicht zu akzeptieren, dass für meinen Mann Abfall entsorgen, die Buchhaltung und Steuererklärung ausfüllen als Liebesbeweis gelten. Auch wenn ich ihm diese Bereiche des Managements widerspruchs- und widerstandslos überlasse. Aber für eine Umarmung oder einen Kuss trage ich auch gerne mal einen blauen Sack zur Tonne.

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