Sonntag, 29. Januar 2017

Kindermund

Mama fühlt sich in ihre Kindheit zurückversetzt. Samstagnachmittag und das Kinderzimmer wird ausgemistet. Nach eineinhalb Stunden Grosseinsatz mit väterlicher Unterstützung ist man einhellig der Meinung: Das hat sich gelohnt! Beim Abendessen lobe ich die Buben zwischen zwei Bissen Lasagne. "Das sieht jetzt sehr schön aus bei euch hinten! Das sollte nun auch eine Weile so bleiben!" Max legt die Gabel nieder und sagt zu seinem Bruder: "Cedi, Spielen ist morgen gestrichen." 

Während ich den Geschirrspüler ausräume, erzählt Cedric, was er im Kindergarten gelernt hat. Ich höre nur mit halbem Ohr zu und schiebe die Resten vom Teller in den Abfall. Mit Verzögerung registriere ich, dass mir eine Frage gestellt worden ist. Cedric schaut mich erwartungsvoll an und wiederholt: "Was trinken Schmetterlinge?" - "Wasser, sicherlich." sage ich. Doch Cedric ist nicht zufrieden. Dem Tonfall entnehme ich, dass er die Antwort schon gehört, aber vergessen hat. Er sucht ein bestimmtes Wort und fragt zum dritten Mal und fügt an: "Elektro, oder so." - Da fällt bei mir der Groschen. "Meinst du Nektar?" Erleichterung zeigt sich auf seinem Gesicht. Das wars. Und erzählt mir dann den Rest der Geschichte. Und ich füge still einen weiteren Vorsatz zu meine lange Liste. "Du sollst besser zuhören..."

"Ww-ee-rr-b-oo-t-ee-n.." liest Max laut vor, und ich verbessere ihn vermeintlich hilfreich: "Fff... V klingt für die Ohren genau gleich wie ein F." Max lernt rasch, korrigiert sich und fragt darauf einige Tage später: "Mama, nehmen wir heute den Folfo?" 

 

Samstag, 28. Januar 2017

Frozen

Seit einigen Tagen ist der Pichlinger See komplett zugefroren. Das müssen wir uns genauer anschauen! Dick eingepackt wagen wir die ersten Schritte hinaus aufs Eis. Während wir vor kurzem für eine Umgehung bei frostigen Temperaturen fast zwei Stunden brauchten, sind die Buben heute - Abkürzung sei Dank - begeistert mit dabei.















Schneeballschlacht wäre übertrieben, aber zum Einstauben reichts allemal. Cedric findet Austeilen lustiger als Einstecken und muss nach jeder Attacke getröstet werden.











Zur Belohnung gibts für die durchgefrorenen Spaziergänger einen Hamburger. Soviel Frischluft macht selbst die tüchtigsten Könige müde!









Samstag, 21. Januar 2017

Kindermund

Cedric, unser Singvögelchen, trällert eine Melodie vor sich hin. Ich frage nach, ob er dieses Lied im Kindergarten gelernt hätte. Mein Sohn bejaht und wiegelt gleich danach ab: "Aber ich kanns dir nicht vorsingen. Da musst du schon in den Kindergarten kommen, um dir das anzuhören. Das ist sooo schön, Mama, dass dir die Ohren abfallen werden!"

Mamas selbstgebackenes Nussbrot ist gelungen. Wir sitzen am Tisch und lassen uns das Abendessen schmecken. Obwohl Cedric Haselnüsse liebt, kleubt er jede einzelne aus dem Brotstück, betrachtet sie eingehend und schiebt sie danach - je nachdem wie das Urteil ausgefallen ist - wahlweise in den Mund oder zur Seite. Auf Nachfragen, was er da mache, antwortet Cedric: "Nuss-Kontrolle."

Michael sitzt morgens mit den Buben im Auto. Die drei sind nicht ganz im angepeilten Zeitplan. Papa meckert: "Max, du warst heute wieder mal viel zu spät dran!" Der kontert ungerührt: "Yes, of course. I am Spätman..."

Montag, 16. Januar 2017

Life lately - Culinary Edition


Ein kanadischer Freund sagte neulich: Warum soll ich mir ein Rezept aufschreiben? Es ist viel schöner, bei der Köchin immer wieder danach zu fragen. 

Mutters Gigot ist so ein Rezept. (Und die Omeletten. Und der Milchreis. Und eigentlich auch die Knöpfli!) Auf Nachfragen rückt sie gerne mit dem Familiengeheimnis, welches von ihrer Schwiegermutter an sie weitergegeben wurde, heraus:

Schmuck'scher Lammgigot: 

Am Vorabend, mindestens jedoch ein paar Stunden vorher:
  1. Mit einem scharfen Messer unzählige kleine Löcher stechen, diese mit einem Splitter Knoblauch und einigen Nadeln Rosmarin füllen
  2. Mit Senf einstreichen. Grosszügig. 
  3. So früh wie möglich vor der Zubereitung aus dem Kühlschrank nehmen - Zimmertemperatur ist angestrebt.
  4. Überflüssigen Senf abreiben, salzen und pfeffern
  5. 20 Min anbraten im Ofen bei 220Grad (Faustregel: pro halbes Kilo zwanzig Minuten bei 180Grad).
Für die Sauce: Bratensatz in der Backform mit Weisswein (NICHT kalt!) ablöschen, etwas klare Bratensauce, etwas Tomatenpuree (wenig) dazu und abschmecken mit Pfeffer und Salz.

Also wagen wirs!








Fasch so guet wie das Original. Aber eben nur fast. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass man sich an Mutters Tisch einfach hinsetzen und geniessen kann. 

Eine weitere Premiere im House of Wild: Truthahn! Nach Weihnachten sind sämtliche unverkaufte Güggel im Supermarkt um die Hälfte reduziert. Da lassen wir uns überreden. Machen wirs kurz: Die Bilder sehen besser aus, als es geschmeckt hat. Der Vogel ist zäh und trocken geworden. Die Resten können wir vier Tage später nicht mehr sehen.







Clubsandwich aus Truthahnresten

Meine Männer überraschen mich mit einem weiteren Festtagsrezept zum Geburtstag. Und wenn ihr nur ein einziges Rezept vom Blog ausprobiert, so muss es dieses werden. Ihr werdet mit den luftigsten und knusprigsten Waffeln aller Zeiten belohnt werden. Versprochen!


Hefewaffeln nach Cynthia Barcomi

ergibt 6 - 8 Stück

Zutaten:
  • 21g frische Hefe (1/2 Würfel) oder 7g (1 Päckchen) Trockenhefe
  • 125ml Wasser, Zimmertemperatur
  • 5g Zucker (1TL)
  • 485ml warme Milch
  • 120g zerlassene Butter
  • 3/4 TL Salz
  • 285g Mehl
  • 2 Eier
  • 1/4 TL Natron
  1. Am Vorabend die Hefe mit dem Wasser und dem Zucker in einer grossen Rührschüssel (ca. 3L, der Teig wird sich über Nacht aufblähen) vermischen.
    5 Minuten ruhen lassen.
  2. Haben sich danach Bläschen gebildet, ist dies ein gutes Zeichen. Die Hefe lebt.
  3. Milch, Butter, Salz und Mehl hinzufügen. Von Hand oder mit dem Mixer gut verschlagen.
  4. Mit Folie abdecken und über Nacht auf dem Küchentisch stehen lassen.
  5. Morgens die Eier verschlagen und das Natron untermischen. Das Waffeleisen ganz heiss werden lassen und loslegen.
  6. Der Teig ist zwar ziemlich dünn, macht aber die besten Hefewaffeln der Welt. Er hält sich zwei Tage im Kühlschrank und zwei Monate im Gefrierer.



Fragt man Auslandschweizer, was ihnen aus der Heimat am meisten fehlt, folgt als Antwort in 99% aller Fälle: Gutes Brot! Wir bilden da keine Ausnahme. Während ich in meiner naiven Vorstellung vor unserem Umzug die Schweiz, Deutschland und Österreich immer etwas unbedarft in den selben Topf geworfen habe (wie anders kanns da schon sein?), stellen wir als Expats nun fest: Sehr. 

Wenn man bedenkt, dass sogar Berner die Basler Fastenwaie importieren müssen, weil sie von selbst nicht darauf gekommen sind, und man in der Schweiz alle dreissig Kilometer auf einen neuen Dialekt stösst, dürfte es eigentlich keine Überraschung sein, dass sich hier für uns - 700km von Köniz entfernt - eine ganz neue Backwelt eröffnet. Oft erhält man hier unter dem Stichwort Brot eine auf Sauerteig basierende Kreation, welche sich in Scheiben geschnitten hervorragend zur Gebäude-Isolation eignen würde. Brot aus dem Plastikpackerl, ebenfalls sehr beliebt, lassen wir gleich links liegen und backen lieber selber. 

Während einer Chat-Unterhaltung mit meinem Vater beklage ich, dass meine Brote einfach nicht mit einem Schweizer Beck-Ruchbrot zu vergleichen seien. Mein Brot schmeckt uns zwar, lässt sich einfach variieren, trocknet aber relativ rasch aus und ... verleidet uns in seiner Repetition doch langsam. Und was macht mein Vater? Er erklärt mir sein bewährtes Brotrezept. 

Für alle Mitleser, die unsere Familie nicht kennen. Das müsst ihr euch in etwa vorstellen, wie wenn Barack Obama mit Ivanka Trump Inneneinrichtungstipps austauscht.

Mein Papa kann alles. Launische Neuntklässler (und Teenagertöchter) zähmt er mit derselben Leichtigkeit, wie ein Lehrerzimmer voller angriffslustiger Pädagoginnen. Er beherrscht zwanzig Instrumente (nicht gleichzeitig), liest fünf Bücher pro Woche (gleichzeitig) und kennt jeden Autoren zurück bis Dante und Aristoteles, baut aus einem Stück Schnur, einem Joghurtdeckeli und zwei alten Skiern ein Funkgerät, dass selbst MacGyver vor Neid erblassen würde, zitiert Chevallier und Tucholsky im Schlaf, und verfügt über die grösste Sammlung an lustigen JPEGs und GIFs von hier bis Novosibirsk.

Aber Küchenwissen?

Mein Vater kochte bei uns häufig am Wochenende und war Meister darin, aus Kühlschrankresten ein schmackhaftes Dreigangmenü zu zaubern. (Ausser es handelte sich um Spaghetti Bolognese. Aber das verdient einen eigenen Blogpost.) Ansonsten überliess er den Haushalt vertrauensvoll meiner Mutter. Pensionierung und gesundheitliche Schwierigkeiten verlangten jedoch vor wenigen Jahren eine Neuverteilung der Departemente. Seither übernimmt mein Vater ein Grossteil des Haushalts, den Wocheneinkauf, das Kochen, ja sogar die Wäsche und entlastet damit meine Mutter. Wer jetzt denkt, bitzeli Ravioli wärmen kann ja jeder, der täuscht sich. Was mein Vater anpackt, das macht er nämlich grad richtig. Er gründete kurzerhand eine Kochgruppe im Internet, und tauscht nun mit pensionierten Köchen und Bäckermeister, Mütter und Hausfrauen (und aus Neugierde hinzugefügten Ehemännern) Rezepte und Erfahrungen aus, lernt den Unterschied zwischen Béarnaise und Béchamel, probiert neue Lebensmittel aus (Aubergine schmeckt!), und wagt sich nun sogar an die Königsklasse: Das Backen. 

Was mich wieder zu meinem Brotrezept zurückbringt, welches ich (auf unsere Bedürfnisse leicht abgeändert) mit Genehmigung poste:

Ruchbrot
  • 400g Ruchmehl
  • 100g Weissmehl
  • 11g Salz
  • 1 Beutel Trockenhefe
  • 3 - 3,5dl lauwarmes Wasser
Alle Zutaten gut vermengen und ausgiebig kneten, bis ein geschmeidiger Teig entsteht. Wir überlassen die Arbeit unserer Kenwood (max. Stufe 2 während 10 Minuten). Den Teig 4 bis 5 Stunden (vier haben sich für uns bewährt) in einer Schüssel zugedeckt an einem warmen Ort gehen lassen lassen. Darauf achten, dass keine Zugluft herrscht.

Anschliessend den Brotlaib nach Wunsch formen, leicht einschneiden und auf dem Blech nochmal 45min gehen lassen. Den Ofen auf 240Grad vorheizen. Brot mit Wasser einpinseln und vorsichtig (Erschütterungen vermeiden) in den Ofen schieben. Nach den ersten zehn Minuten Backzeit die Hitze auf 200Grad reduzieren und 30min fertigbacken, bis der gewünschte Bräunungsgrad erreicht ist, und das Brot beim Klopfen auf die Unterseite hohl klingt.





Auf Platz eins der Lieblingsessen unserer Söhne: Fischaberganzmitbäckli!


Aus der Schweiz eingeschmuggelt importiert: Vacherin Mont d'Or. Wir tunken am liebsten Ruchbrotstückchen, Birne und Apfel. Leider war dies vorläufig unser letzter Laib. Mag uns wiedermal wer besuchen kommen?


Mit einem Dry Aged Beef, Ofenschnitzen und Bohnewädeli feiern wir das Wochenende. Bei uns ist nicht unverhofft der Wohlstand ausgebrochen. Die zwei wunderbaren Fleischstücke waren samstags kurz vor Ladenschluss auf die Hälfte reduziert. 







Und zum Schluss - damit unser Grill nicht vergisst wies geht - schmeissen wir die ersten Spareribs von 2017 auf den Rost. Im Netz bin ich über den Tipp gestolpert, die Ribs zuerst zu kochen, bevor sie für die letzen zehn Minuten auf den Grill wandern. Und das Resultat ist Weltklasse! Das Fleisch wird butterzart und fällt von alleine vom Knochen.

1,5kg marinierte Rippli wandern für vier Stunden in den Slowcooker. Das lässt genug Zeit für Arztbesuch, Schwimmkurs, Memory spielen und Couscoussalat vorbereiten. 
Nach einem kurzen Tschschtschsch auf dem verschneiten Balkon wird angerichtet. Und geschlemmt!