Mittwoch, 28. September 2022

In 88 Tagen um den Weihnachtsmarkt

Vor einigen Tagen postete ich provokativ dieses Bild auf Facebook: 


Die Reaktionen darauf variierte von "Bist du noch ganz dicht?!" über "Wir sparen heuer Strom, Weihnachten fällt aus." bis zu "Erzähl das doch dem Osterhasen!" 

Ihr werdet euch freuen, dass Karma einen ungewöhnlichen Weg gewählt hat, es mir heimzuzahlen. 

Le Barcarès ist, wies scheint, nicht nur bekannt für seine bunten Fischmärkte, unendlich langen Sandstrände und Eichhörnchen-Parks, sondern auch für seinen XXL-Weihnachtsmarkt auf dem Platz direkt vor der Lydia. Und somit genau vor unserer Terrasse. Damit die occitanische Bevölkerung von Anfang November bis Mitte Januar Glühwein schlürfend von einem Kunsthandwerk-Stand zum nächstes schlendern kann, bedarf es einiges an Vorbereitungen. 


Und diese beginnen... haltet euch fest... in dieser Woche! 

Vor unseren Augen werden auf der Grand Plaza Festhütten gebaut, Holzhäuschen aufgerichtet und bedacht, Container aufgesägt, mit dem Kran in die Luft gehoben und neu positioniert, der Boden geplättet und Fahrstrassen eingerichtet. 

Und das von acht bis acht. 

Der Baulärm ist das eine - das ohrenbetäubend laute Pfeifen des Rückwärtsgangs von Dozer, Grader, Kipper, Lader und Walzer das andere. 


Max, wie sagt man Oropax auf französisch? 

Dienstag, 27. September 2022

Le Barcarès

Mauritius. Mexico. Dann – nach kurzem Überschlagen der zu erwartenden Kosten etwas bescheidener – Korsika. Zypern. Portugal? Irgendwie klickt nichts so richtig.

Der Entscheid wird uns durch eine Steuernachforderung abgenommen. (Liebe Berner Steuerbehörde, was MACHT ihr da unten für einen Seich?! Wir können doch nicht die einzigen Ex-Expats im Kanton sein. RTFM!)

Fest steht somit: All Inclusive, Flugreisen, Toilettenpapier-Origami und Schokolade auf dem Kissen sind für heuer gestrichen.

Aber ein wenig Sand zwischen den Zehen ist ein Muss bevor der Winter kommt. Wohin also?

Die Wahl fällt auf eine Bungalowsiedlung im südfranzösischen Le Barcarès. Eine Ortschaft, welche für unsere Familie mit vielen Erinnerungen verbunden ist. 

Die Bilder der Anlage sind vielversprechend. Sie liegt direkt am Strand, und der in der in der Mitte der Siedlung gelegene Pool wirkt sauber. Die Tatsachen, dass hier Partys verboten sind, und Ruhezeiten grossgeschrieben werden, besiegeln es: Wilds fahren nach Frankreich.

Bei unserer Ankunft bläst der Mistral kräftig und macht gleich klar, wer hier das Sagen hat. Ich bedaure kurz in Gedanken, mich beim Packen gegen Windjacke und Schal entschieden zu haben, und stapfe unseren Vermietern und den aufgeregt plappernden Kindern hinterher zu unserem Domizil für die nächsten zwei Wochen. Michael lässt sich von Pierre den WiFi-Schlüssel diktieren, während seine Frau mir alle Zimmer zeigt, und Max und Cedric auslosen, wer beim Hochbett oben und wer unten schläft.

Le Lydia, erst Fracht- und Passagierschiff, dann ein Kasino, bevor zum Office de Tourisme umgebaut. 

Für die zwei gibts kein Halten mehr. Koffer auspacken muss warten, wir müssen zum Strand! «Lasst mal die Badehosen noch in der Tasche!» meine ich mit Blick auf die 21Grad Aussentemperatur. «Wir schauen uns erst mal die Umgebung an.» Eine Sandburg und drei Quallen-Sichtungen später kehren wir alle mit roten Nasen und Wangen zurück. Die Jungs tropfen und bibbern. Es hat sie auch ohne Badehosen in die Wellen gezogen.


Nach einer heissen Dusche knurrt der Magen. Einkaufen werden wir erst morgen können und auf Blévita mit Peperonischnitze (die Resten der Autofahrt) hat keiner Lust. 
Wir folgen Pierre’s Empfehlung für ein nahegelegenes Restaurant. Im «Le Lamparo» sortiert man blitzschnell die Gesichtszüge, als wir ohne Reservation – und erst noch in Jeans – auftauchen. Mit professioneller Höflichkeit weist man uns einen Tisch zu, und bedient dann, nachdem die Jungs ebenfalls Fisch und Muscheln ordern, mit warmer Herzlichkeit. Der erste Eindruck hat offensichtlich auf beiden Seiten getäuscht.




Die erste Nacht in ungewohnter Umgebung ist unruhig und kurz. Die Matratzen sind bretthart, was für uns Seitenschläfer zur Herausforderung werden wird.

Vor dem Einkauf am nächsten Tag besuchen wir eine Bäckerei im Ort. Der Kaffee aus dem Automaten schmeckt tatsächlich besser als der im Lehrerzimmer. Oder machts allein die Tatsache aus, dass wir in den Ferien sind? Unsere stolzen Jungs bestellen ganz ohne Hilfe nach dem Croissant noch ein Pain au Chocolat nach. Bezahlt wird ebenfalls selbständig in der fremden Sprache. Die Kundin hinter ihnen nickt uns beeindruckt zu und mir schwillt das Mutterherz. 

Bonne chance, Mille Feuilles!








Montag, 26. September 2022

Herbstferien - Prolog

Ein kleines, intaktes Weinglas.

     Ungläubiges Nachzählen.

Tatsächlich. Eines.

Zwei kleine Weingläser mit Sprung.

     Nachprüfender Griff.

Korrektur: Ein kleines Weinglas mit Sprung.

Und ein kleines Weinglas mit Hick.

Drei Frühstücksteller.

Ein grosser Teller. (Sind das… Hundehaare?)

Ein, zwei, drei… sechzehn Müesli-Schüsseln.

     Ungläubiges Nachzählen. 

Jap.

Drei Trinkgläser.

Vier Tassen. In der obersten findet sich ein langes, dunkles Haar.

Eine Nespresso-Maschine. Voller weisser Hundehaare.

Ein Geschirrspüler. Voller weisser Hundehaare.

Ein Ausziehsofa. Voller… man ahnt es.

Und in der letzten Schublade ein Glücksfund:

Ein Flaschenöffner.


Ich vermute, wir werden ihn die nächsten zwei Wochen öfters zum Einsatz bringen.

In unserem Ferienhaus.


Am Mittelmeer.


In Südfrankreich.


...

Sonntag, 24. Juli 2022

Sommerferien im Wallis

"Gäu, Mami. Diese Ferien verdanken wir eigentlich nur mir?" dreht sich Cedric zu mir um, als der Zug aus dem Berner Hauptbahnhof rollt.

So ganz unrecht hat er mit dieser Feststellung nicht. 

Wir sind unterwegs ins Wallis. Ungewohnt für einmal mit öffentlichen Verkehrsmitteln, prall gefüllten Rucksäcken und Koffern. Deren zwei warten bereits am Zielbahnhof auf uns. Minimalistisches Reisen ist unsere Sache nicht. Jeder von uns hat genug Unterhosen dabei, um vierzehn Tage Durchfall und den einen oder anderen Unfall am Gewässer gut zu überstehen. (Dass sich die pessimistische Planung bewähren wird, wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht...) 

Cedrics Schulfreund reist derweil mit seiner ganzen Familie für mehrere Wochen in die Staaten. Ihre Ferienwohnung auf der Bettmeralp bleibt heuer ungenutzt, und wird uns überraschend und grosszügig als Urlaubsdomizil angeboten. Das Angebot kommt, zwischen Entscheidungslähmung auf booking.com und finanziellen Herausforderungen durch die Steuerbehörde, genau zum richtigen Zeitpunkt. Mit Freude nehmen wir an! 

Über die autofreie Anreise ist man sich schneller einig als über die Packliste. Die Einschränkung "ein Plüschtier pro Kind" sorgt dabei kurz für Empörung. Aber Spiele und Bücher müssen schliesslich ebenfalls mit! Eckige Sachen in runde Taschen zu packen ist eine Challenge für die Jungs. Und ich fühle mich uralt, als die Referenz zu Tetris verständnislose Gesichter hervorruft. 




Dank einer ausgeklügelten Planung gehen nur zwei Dinge vergessen: 

Die Erkenntnis, dass wir nicht die einzigen sind, welche mit Sommerferienbeginn Richtung Süden unterwegs sind (Hier hilft nur ein Biss in den sauren Apfel. Sitzplätze gibts nur noch in der ersten Klasse.) und zum zweiten die beiden winzig kleinen, aber fürs Öffnen des Koffers unabdingbaren Schlüsselchen, die sich am Bund in der heimischen Garderobe befinden. Die später im lokalen Sportgeschäft ausgeborgten Zangli werden diesen Umstand aber zackig ausgleichen. Wir stellen mit Ernüchterung fest, dass unsere Schlösser nichts taugen. 
Zum Glück! 
Der Gepäckservice der SBB hatte reibungslos geklappt, somit lassen wir uns vom lokalen Transportunternehmen samt den drei Koffern von der Bergstation hoch zum Chalet chauffieren. Das Haus verfügt über keine geteerte Zufahrt, was den Einzug umso spannender macht. Arbeitsteilung ist alles. Ich melde mich wohlweislich für die Beschaffung von Proviant, während Michael wie ein Sherpa ein Gepäckstück nach dem anderen den Pfad durch die Blumenwiese hochzieht. Dafür renne ich kurz vor Ladenschluss durch den Mini-Coop, um uns mit dem nötigsten fürs Wochenende einzudecken. 

Die Aussicht entschädigt für die Strapazen der Reise - sie ist noch genauso gewaltig, wie sie uns vom vergangenen Herbst in Erinnerung war. Wir atmen zum ersten Mal seit Wochen frei. 

Die Spaghetti Napoli scheints schmecken in der frischen Bergluft noch besser, meinen die Jungs. Resten bleiben jedenfalls keine. 




Hier oben auf fast 2000 Metern ist die Luft (noch) herrlich frisch und kühl. Die Hitze der Stadt haben wir hinter uns gelassen. Wie früher mein Bruder und ich, teilen sich auch unsere Jungs meistens in den Ferien ein Bett. Was daheim undenkbar scheint ("Das ist MEIN Duvet!"/"Nimm deinen Fuss aus meinem Gesicht!!"), ist im Urlaub ein Muss geworden. 

Heute Abend braucht es keine Überredungskünste. Max und Cedric klettern aufgeregt ins grosse Bett, stillschweigend werden die Seiten und Kissen gerecht verteilt, um anschliessend im Dunkeln noch eine Weile leise zu plaudern. Die Grossen liegen sich gegenüber auf dem Sofa, die Beine origamimässig ineinander verflochten und schauen sich erschöpft, aber glücklich an. Endlich Ferien! 


Ob es die Höhenluft war, oder doch ein Eis zuviel - in der Nacht erbricht sich Cedric mehrmals heftig. In den frühen Morgenstunden hat der Spuk endlich ein Ende, alle schlafen erschöpft ein. Wir allerdings mit der elterlichen Unruhe und Hellhörigkeit, die Kinderkrankheiten mit sich bringen. Und jeder ist dankbar, dass am nächsten Morgen kein Wecker klingelt. 

Dementsprechend lassen wir es erstmal ruhig 
angehen. Auspacken, ankommen... erste Reibereien, wenn ein Spiel, ein Nasenspray oder 
ein Handy-Ladegerät nicht da auftaucht, wo es 
vermeintlich eingepackt geglaubt. Harmlos! 

In der Anfangseuphorie einer Urlauberin lasse ich mich zu einer Partie Minigolf überreden. Auf meiner Hitliste reiht sich das normalerweise ungefähr auf Platz 4 ein. Gleich nach Magendarm-Infekten und Brettspielen, zwischen Joghurt mit Stückchen essen und Wurzelbehandlungen. Aber schon am ersten Tag die Separatistenkarte ziehen will auch keiner, also gehts mit zusammengebissenen Zähnen aufs Grün. Die ersten drei Stationen gelingen überraschend gut. Das merkt man vor allem daran, dass die Kinder mit jedem Schlag genervter werden, während ich diese mit drei, vier Puts absolviere. 

Michael versucht mir weiszumachen, dass man bei jedem Posten aufeinander warten und beim Zielen zuschauen muss. Dafür bin ich aber viel zu ungeduldig. In der Zeit, in der Papa versucht die Jungs davon abzuhalten, sich die Schläger um die Ohren zu hauen, bin ich schon an Station neun angelangt: dem legendären Vulkan, wie mir meine Söhne - noch vom letzten Jahr beeindruckt - versichern. Und da keiner zuguckt, kann auch keiner die infame Behauptung belegen, ich hätte geschummelt. Auf dem Zettel wird in meiner Spalte eine selbstbewusste Fünf notiert. Weiter gehts! 

Ab Station 12 findet Cedric seinen Ball nicht mehr, und Max setzt sich lieber in die Sonne. Mein Einsatz beschränkt sich fortan nur noch darauf, Michael anzufeuern und dafür zu sorgen, dass das Familienoberhaupt angesichts der Meuterei der Truppe nicht den Schwung verliert. Der anschliessend spendierte Eiskaffee für alle versöhnt aber. 


Am nächsten Morgen werden zum ersten Mal die Rucksäcke gepackt und die Wanderschuhe geschnürt. Unser Ziel: der Blausee hoch über der Bettmeralp. Wir entscheiden uns für eine gemütliche Route zum Aufwärmen. Dem Herrenweg entlang spazieren wir hinüber zur benachbarten Riederalp und fahren mit der Gondel hoch zur Moosfluh. Von da führt ein schöner Wanderweg hinunter erst zum Blausee, dann weiter zurück zum Bettmersee. 






Erstaunlich, wie uns die warmen Temperaturen eingeholt haben. Die mitgebrachten Jäckchen bleiben getrost im Rucksack. Auf über 2000 Meter messen wir nun auch zwischen 28 und 30Grad. Kein Wunder kann man dem Aletschgletscher buchstäblich beim Schmelzen zuschauen. Max und Cedric freuen sich auf eine Abkühlung der heissen Füsse. Nicht ganz unerwartet ist es aber der jüngere, der mutig als erster zum Stein in der Mitte des Sees watet. Max grüslet sich vor dem schlackigen Wasser. 

Durch den wunderbaren Wandertag auf den Geschmack gekommen, suchen wir uns weitere Routen für die nächsten Tage heraus. Die Dame am Schalter vom Touristen-Info versichert uns, dass die gewählte Strecke Bettmerhorn - Märjelensee retour auch gut von Kindern und deren mässig fitten Eltern gemeistert werden kann. Ein Bauchgefühl rät zum Besuch im Sportgeschäft, vier Wanderstöcke gehen zum Preis eines guten Nachtessens über den Ladentisch. Und werden uns - die Autorin neigt hier für einmal nicht zur Übertreibung - das Leben retten. 

Geplant ist die Strecke Bettmeralp - Bettmerhorn - Roti Chumma - Märjelensee - Gletscherstube - Tälligrattunnel - Fiescheralp - und retour zur Bettmeralp.  







Einmal mehr fühlen wir uns klein und demütig angesichts der riesigen Eismassen unter uns. Die Bilder werden werden dem gewaltigen Ausblick nicht gerecht. Immer wieder bleiben wir stehen und saugen das gewaltige Panorama in uns auf. Und Sauerstoff ebenfalls. Die weiss-rot-weisse Strecke ist eine Herausforderung. Das Bild aus dem Internet gibt einen winzigen Eindruck davon, zum Fotografieren des steilen Abgangs fehlt uns der Schnauf. 

Bild: Aletscharena.ch

Während am Anfang noch Sätze fielen wie "Langsam, Jungs!" oder "Ist das nicht unglaublich schön hier oben?" oder "Das müssen wir ab jetzt jedes Wochenende machen!" wird es mit Fortschreiten der Strecke immer stiller. Jeder setzt konzentriert seine Schritte, zeitweise verteilen wir die Wanderstöcke auf uns vier um ein gutes Vorankommen zu sichern. 


Dankbar setzen wir uns kurz vor zwölf zum Picknick ins Gras und lassen uns von Bergschafen und amerikanischen Touristen in Flipflops überholen. Die mitgebrachten Sandwiches schmecken fantastisch, und wir sind hier noch überzeugt: Das Schwierigste ist geschafft. Ha! 







Endlich kommt der Märjelensee in Sicht. Der steile Abstieg über ein Geröllfeld raubt letzte Kräfte. Die Schönheit der Landschaft kann ich kaum noch geniessen, denn inzwischen pochen Kopfschmerzen hinter der Schläfe, die Wasserflasche ist leer und die Hütte, in welcher wir rasten wollen, scheint wie eine Fata Morgana immer noch gleich weit entfernt, wie lange wir auch darauf zugehen. 




Märjelensee

Gletscherstube

Eine kleine Stärkung und vier grosse Colas wecken die Lebensgeister. Die drei Jungs sind fasziniert von der Bedienung im hautengen kleinen Schwarzen, welches diese gewagt mit klobigen Wanderschuhen kombiniert - und ich war noch selten so dankbar für ein modernes WC mit Spülung. So hat jeder seine Prioritäten. 

Eingang zum Tälligrattunnel - eine willkommene Abkürzung durch den Berg!



Nach der langen Wanderung in der Gluthitze geniessen wir jeden Schritt im kalten Berginnern. Dem eindrücklichen Bauwerk zollen wir Respekt - Max und Cedric flüstern nur noch miteinander. Von oben tropfts, von der Seite hallts, von unten pflotschts... Was für ein Genuss! Und keiner mag sich ausmalen, wie lange der Umweg um den Berg herum gedauert hätte. 



Blick hinunter nach Bellwald

Ein Endspurt, der sich zieht: fast eine Stunde noch bis zur Gondelstation Fiescheralp.

Vor Erschöpfung und Erleichterung kommen mir die Tränen, als wir uns endlich in die Gondel hinunter ins Tal setzen. Nach knappen 15km und fast acht Stunden unterwegs, spüre ich meine Grenzen überdeutlich.

In der Nacht hängt sich schliesslich auch noch der Grosse über die Schüssel. Und es will und will nicht aufhören. Erst als es hell wird, tauchen wir alle für einige Stunden in den erlösenden Schlaf ab. Die nächsten zwei Tage wechseln wir uns mit Übelkeit, Fieber und Gliederschmerzen ab. Obs wirklich die Erschöpfung war? Oder vielleicht doch ein aufgelesener Käfer im abgefüllten Quellwasser am Berg? Es wird fast eine Woche dauern, bis keiner mehr am Tisch jammert, oder nur nach "einem Stückchen Brot" verlangt. 









So vergehen die Tage wie im Flug! Einmal besuchen wir die Mineralienbörse im Binntal und landen nur wie durch ein Wunder nicht in den Schlagzeilen der Tagesschau. Unser Postauto-Chauffeur verwechselt die einspurige, steile Bergstrasse mit dem Nürburgring, was unter den Passagieren für Unmut sorgt. Ein Mädel deponiert ihren gesamten Mageninhalt über Mamas Schuhe beim Ausstieg an einer Haltestelle und ein älterer Herr erkundigt sich, ob der Fahrer seinen Führerschien bei ALDI geholt hat. Fröhlichkeit im Bus, schwäbische Flüche aus dem Cockpit. 








Inzwischen ist es auch hier oben schier unerträglich heiss geworden. Da hilft nur noch ein kühlendes Bad im See (wobei auch der so aufgeheizt ist, dass unzählige Jungfische und Minifröschlein bauchauf ans Ufer getrieben werden). Gotti Claudia besucht uns hier oben und lädt die begeisterten Jungs auf eine Runde Pedalo- und Ruderboot fahren ein! Zwischen Sonnenbaden und Eis schlecken entdecken Max und Cedi herrlich gatschigen Schlamm und schmieren sich damit von oben bis unten ein. Papi lüpfts und Mama fotografierts.




Vor dem angekündigten Gewitter wagen wir noch eine Fahrt mit den geländetauglichen Trottis. Es kostet erst einige Mühe, die Buben zu dem Abenteuer zu überreden. Aber nach den ersten Kurven flitzt Max mutig dem Papa hinterher, während Cedric vor mir den Berg hinunterrollt und dabei juchzt, singt oder das Erlebte ohne Punkt und Komma kommentiert. Eindrücklich, wie mit jedem Meter talwärts die Temperaturen steigen. Die erste Fahrt bleibt aber zugleich die letzte: die Hände schmerzen vom Bremsen. 

Von Betten Dorf gehts direkt weiter nach Brig ins Thermalbad. Im Zuge von "komm, wir bieten den Kindern was!" übersehen wir dabei, dass in der Nähe ein Grossanlass stattfindet. Die Züge sind gestossen voll mit Pfadis in Uniform. Deren 30'000 werden sich in den kommenden Wochen zum BULA (Bundeslager) im Goms treffen. Rund die Hälfte davon tummelt sich - so scheints - heute ebenfalls hier im Bad. Und dass ein Bad in heissem Quellwasser naturgemäss nicht wirklich abkühlt, sondern höchstens den Kreislauf durcheinander bringt... Ja, darauf hätte man auch kommen können. 

Bild: Thermalbad-wallis.ch

Die letzten zwei Tage verbringen wir mit Packen, Koffer aufgeben, einmal noch Pizza und Eis essen im Bettmerhof. Viel zu schnell sind die zwei Wochen vergangen! 

Und doch freuen wir uns nun auch auf Daheim. Aufs eigene Bett, den Garten, den Fernseher und das Wlan. 

Den lieben Nachbarn seis gedankt, dass unser Garten in unserer Abwesenheit liebevoll gepflegt und gewässert wurde. Wir staunen nicht schlecht ob der Fülle an Gemüse und Beeren! Das erste Znacht zuhause fällt dementsprechend bunt aus! 

Merci tuusig euch allen, die diese Ferien möglich und mit Besuchen noch schöner gemacht haben! 


A la prochaine, cher Valais!