Mittwoch, 21. Dezember 2016

Post Scriptum

Sabine, Johanna und ich melden uns bei der Pfarre St. Konrad und bestellen einen Nikolausbesuch für den 6. Dezember. Die Kirche steht nur wenige hundert Meter von unserem Wohnhaus und beherbergt unter anderem auch Cedrics Kindergarten. Obwohl wir mit unserem Auftrag spät dran sind, erhalten wir quasi einen Prime Spot um 18 Uhr. Wir werden gebeten, die Chlausesäckli zusammen mit einer kleinen Spende und einer Lob und Tadel-Liste für jedes Kind draussen vor der Wohnungstür zu deponieren. So könne sich der Nikolaus sich auf die Kinder vorbereiten und sich "einlesen". Gesagt getan! Die Umschläge und die gut gefüllten Säcklein liegen vor der Tür bereit, während wir drinnen einen gemütlichen Chlausen-Apéro geniessen. 

Schon am Nachmittag bereiten wir den überdimensionalen Grittibänz vor. Der Teig geht herrlich luftig auf und sprengt beinahe die Schüssel.


Das Rezept ist oft erprobt, eignet sich sehr gut für Grittibänze und Zopftierchen, und gelingt wirklich jedes Mal!

Grittibänz-Rezept

Zutaten:
  • 1 kg Mehl
  • 3 TL Salz
  • 100g Zucker (wie immer: es schmeckt auch mit der Hälfte)
  • 1/3 Schale von abgeriebener Zitrone
  • 5 dl lauwarme Milch
  • 1 Hefewürfel oder 2 Päckchen Trockenhefe
  • 50g Butter
  • 150g Rahmquark/Habfettquark oder Magerquark
Alles mischen und lange kneten. Zwei Stunden gehen lassen, Grittibänz formen und mit Ei bepinseln und nochmals eine halbe Stunde ruhen lassen.
 
Backen (je nach gewählter Form) bei ca. 200 Grad 30 - 35 min.


Die rote Lebensmittelfarbe in der Eimischung leuchtet erst beeindruckend, nach dem Backen leider nicht mehr so intensiv.









Die Kinder sind nervös. Die Erwachsenen auch. Cedric saust wie eine irre Wespe durch die Wohnung. Wann kommt der Samichlaus? Was bringt er mit und wer begleitet ihn? Wie sieht er wohl aus?

Dann... das erlösende Klingeln und alle stürzen zur Tür! 





Mit dem Eintreten, des wunderschön gekleideten Nikolaus fällt von den Buben jegliche Anspannung ab und sie begrüssen ihn freundlich. Max platzt mit der ersten Frage heraus: "Warum trägst du keinen Bart? Warum ist dein Gewand goldig und nicht rot?" Der Mann schmunzelt und antwortet genaus so offen und ehrlich: "Wisst ihr, ich bin kein verkleideter Kasperl. Das würdet ihr sofort durchschauen. Ich habe mich heute so angezogen, um euch an den Bischof Nikolaus und seine guten Taten zu erinnern!" Dann bittet er die Kinder neben sich, öffnet ein Bilderbuch und beginnt seine Geschichte zu erzählen. Max und den Cedric lassen den Bischof kaum zu Wort kommen, unterbrechen ihn immer wieder und stellen neugierige Fragen, welche geduldig beantwortet werden. Max beobachtet den Bischofsstab aufmerksam und stellt laut fest, dass dieser gar nicht echt sei. "Das ist doch ein Leitungsrohr aus dem Baumarkt, das du goldig eingesprayt hast!" Schliesslich erzählt der hohe Besuch von der damaligen Hungersnot aufgrund einer schlechten Getreideernte. "Wisst ihr, was man aus Getreide macht?" Max' Antwort folgt wie aus der Pistole geschossen: "Bier!" Der Würdenträger sammelt sich. Die Ministranten prusten in die wallenden Ärmel. "Jaaa, das auch. Was denn noch?" Cedric weiss es: "Brot!" "Ja, genau." Cedric unterbricht ihn erneut. "Meine Mama backt viel besseres Brot als ihr." ... Und Mama muss kurz in die Küche husten gehen. DER Besuch wird nicht nur dem Nikolaus in Erinnerung bleiben.







Weder Lob und Tadel gibt es zum Schluss, dafür verteilt der Nikolaus die ersehnten Säcklein. Obwohl die Visite ganz anders ausgefallen ist als erwartet, hat sie einen gewaltigen Eindruck hinterlassen.
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Letzten Montag findet an Max' Schule die traditionelle Weihnachtsfeier statt. Der geschmückte Turnsaal platzt aus allen Nähten. Die oberen Klassen führen ein kurzes Krippenspiel auf, während die jüngeren Schüler das ganze musikalisch umrahmen. Leider sitzen wir etwas weit hinten, aber als rührende Erinnerung an Max' erstes Weihnachtskonzert erfüllen auch unscharfe und verwackelte Bilder ihren Zweck.




















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