Sonntag, 14. Dezember 2014

Wind of Change

Kleidung
Kind 1: Die erste Umstandsbluse hast du dir mit neunzehn heimlich gekauft und ganz hinten im Schrank verstaut. Deine erste Hose mit elastischem Bund erstehst du in der gleichen Woche nach dem positiven Schwangerschaftstest und erzählst jedem, du trägst sie nur aus Bequemlichkeit. Blähungen und so.
Kind 2: Deine normale Sachen trägst du so lange wie möglich.

Geburtsvorbereitung:
Kind 1: Du bist seit der 13. Schwangerschaftswoche auf der Teilnehmerliste eines Kurses im Spital deiner Wahl. Und auf mindestens drei weiteren Wartelisten. Atemübungen werden täglich praktiziert. Du kennst jedes Geburtsvideo auf youtube auswendig. (Auch das in der Hocke auf Kiefernadeln am plätschernden Flüsschen in den Rocky Mountains.)
Kind 2: Du hast weder Lust noch Zeit zu üben. Beim ersten Mal hats auch nichts gebracht.

Kinderzimmer:
Kind 1: Alle Kleider sind schon Wochen vor dem Termin mit Filetti gewaschen, nach Grösse, Farbe, Wetterlage sortiert und akurat gefaltet in der Wickeltisch-Schublade.
Kind 2: Es gibt nur zwei Kriterien. Nicht mehr sauber und und noch nicht sauber. Die Wäsche faltest du erst, wenn du den Wäschekorb für die nächste Ladung benötigst. Vier Kleidergrössen hältst du mühelos auseinander. Jedes Wochenende nimmst du dir vor, die zu klein gewordenen Klamotten endlich im Internet auszuschreiben. Die Wickelkommoden-Schubladen sind gefüllt mit einzelnen Socken und Strumpfhosen.

Sorgen:
Kind 1: Bei jeder Grimasse, jedem Seufzen und Furzen, beim allerersten Anzeichen von Unwohlsein, wird das Kind auf den Arm genommen.
Kind 2: Bei jeder Grimasse, jedem Seufzen und Furzen, beim allerersten Anzeichen von Unwohlsein, wird das Kind auf den Arm genommen. Das Schreien könnte das 1. Kind aufwecken.

Zuhause:
Kind 1: Du könntest von morgens bis abends nur dein Kind ansehen. Die Digitalkamera liegt stets in Griffnähe bereit. Während dem Mittagsschlaf gestaltest du Fotobücher. Und bestellst gleich noch sieben weitere Exemplare für die nähere Verwandtschaft mit. Weihnachtsgeschenk erledigt!
Kind 2: Wenn du einige Minuten ungestört sein möchtest, versteckst du dich im Badezimmer. Bastelutensilien wuchern und verdrängen deine einst stolze Büchersammlung. Den letzten Dan Brown hast du immer noch nicht fertig gelesen.

Nuggis:
Kind 1: Ein Exemplar ist ständig an der personalisierten Schnullerkette dabei, zwei weitere liegen im Bettchen. Fällt der Nuggi doch einmal zu Boden, wird er erst wieder gegeben, nachdem er ausgekocht und sterilisiert worden ist.  
Kind 2: Der Nuggi wird von Boden aufgehoben und mit ein bisschen Wasser aus
der Flasche bespritzt oder abgeleckt. Die Anzahl aller im Haushalt vorhandenen Modelle liegt im mittleren zweistelligen Bereich.

Windeln:
Kind 1: Werden alle zwei Stunden gewechselt, ob nötig oder nicht.
Kind 2: Werden gewechselt, bevor andere Leute anfangen, sich über den Geruch zu beschweren, oder wenn du merkst, dass die Windel in den Knien hängt.

Frühförderung:
Kind 1: Babymassage, Stillcafé, Mutter und Kindtreff, Triple P-Kurs.
Kind 2: Wird zum Einkaufen mitgenommen.

Babysitter:
Kind 1: Kommt erst in Frage, wenn das Kind mindestens drei Jahre alt ist und sich selbständig mitteilen kann. Nach einem ausführlichen Hintergrund-Check, Mindestanforderungen in Form eines Rotkreuz-Babysitterkurses und Speichel- und Blutprobenanalyse der Kandidatin, rufst du trotzdem im Stundentakt an um zu fragen ob alles in Ordnung ist.
Kind 2: Eine Telefonnummer wird hinterlassen. Dem Babysitter wird gesagt, sie solle NUR anrufen, wenn Blut zu sehen ist.

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